Liebe Eishockeyfreunde,
seit dem Saisonende der 1. Mannschaft haben wir uns seitens der Vorstandschaft bewusst etwas Zeit genommen, um die abgelaufene Saison 2018/2019 zu besprechen, zu bewerten und unseren allgemeinen Kurs für die nächsten zwei bis drei Jahre zu bestimmen. Mit diesem Resümee und Update wollen wir die wichtigsten Fragen dazu beantworten.
Angetreten sind wir 2018/2019 „auf dem Papier“ mit einem der stärksten Kader der Oberliga und dem Ziel, in die zweite deutsche Eishockeyliga aufzusteigen. Geendet hat die Saison mit einem komplett enttäuschenden 5. Platz in der Meisterrunde, dem ebenso erneuten wie enttäuschenden Playoff-Viertelfinal-Aus gegen Hannover und dem Aufstieg des Erzrivalen Landshut, der nebenbei noch ein komplett saniertes Eisstadion bekommen wird. Und weil die Rosenheimer Eishockey-Seele scheinbar noch nicht genug geschunden war, verpflichtete der Eishockeynachbar Bad Tölz den einstigen Rosenheimer Publikumsliebling Tyler McNeely samt seinem Stürmerpartner Shawn Weller.
Ja, wenn man sich die letzten Wochen so ansieht, könnte man durchaus den Eindruck gewinnen, die Mangfall vorbei am Rosenheimer Eisstadion würde vergiftetes Wasser führen. Intern haben wir den gesamten Saisonverlauf intensiv aufgearbeitet. Nach Außen sind die vermeintlich Schuldigen natürlich schnell ausgemacht. Vorstand, Trainer, alle raus. Schnellstmöglich, inklusive Stadionverbot. Doch so einfach können und wollen wir es uns nicht machen.
Die gute Nachricht vorweg: Es wird auch nächstes Jahr an der Mangfall Eishockey gespielt. Die schlechte: Der Starbulls Rosenheim e.V. wird das für mindestens ein weiteres Jahr in der Oberliga Süd tun müssen und es wird auch keine Hundert-Punkte-Spieler-Verpflichtungen geben. Für die Saison 2019/2020 erwarten wir mit Riessersee, Deggendorf, Regensburg, Hannover Scorpions und dem ein oder anderen Überraschungskandidaten ein sehr breites und enges Feld potentieller Aufsteiger, die vor hohen Investitionssummen in Kaderetats nicht zurückschrecken werden. Zwar ist der Starbulls Rosenheim e.V. wirtschaftlich so aufgestellt, dass er einen sportlichen Aufstieg auch wahrnehmen kann und wird, allerdings sehen wir vor dem Hintergrund dieses Wettbewerbs den Verein mit einem Kaderetat in Höhe der ersten Oberligasaison 2017/2018 als richtig aufgestellt. Dies entspricht in etwa auch den Mannschaftsetats der letzten beiden DEL2-Saisonen. Darüber hinaus würde es uns nicht wundern, wenn unter der Last der Investitionen in den kurzfristigen Erfolg sich der ein oder andere Verein in 2019/2020 verheben würde, wofür es bekanntlich genügend prominente Beispiele gibt.
Es ist wohl überflüssig, anzumerken, dass wir als Vorstände des Starbulls Rosenheim e.V. nicht erfreut über die Situation sind, wie sie sich derzeit darstellt und den Frust einiger Zuschauer und Fans können wir durchaus verstehen, keine Frage. Als Vorstandschaft sind wir aber nicht gewählt, um kollektiv den Kopf in den Sand zu stecken, sondern, um auch aus dem kommenden Jahr wieder etwas herauszuholen. Als wir im September 2016 ehrenamtliche Vorstände wurden, haben wir eine aufwendige Analyse der Situation des Vereins angestellt. Daraus erwuchs unser im Dezember 2016 veröffentlichtes Basispapier, in dem wir festgehalten haben, welche Hausaufgaben Rosenheim umsetzen muss, um auf Sicht wettbewerbsfähig zu werden und zu bleiben. Zwar ist es richtig, dass dieses Papier im Sog des drohenden Abstiegs veröffentlicht wurde, doch trotzdem sollten die Rosenheimer Zuschauer und Fans den Unterschied zwischen sportlichem Saisonverlauf und wirtschaftlich notwendigen Konzepten verstehen. Warum also genau dieses Basispapier und wir als Vorstände seitens der Fan-Basis so viel Schelte für eine Standpunktbestimmung in gebundener Form erhalten haben, die langfristiges Potential und Chancen aufzeigt, ist für uns bis heute nicht nachvollziehbar. Im Gegenteil: Viele unserer Sponsoren und Interessenten vertrauen darauf und sind bereit, Geld dafür zu geben. Das beweist der stetig gewachsene Sponsorenbereich und auch das zurückgewonnene Vertrauen seitens Politik und Stadtverwaltung Rosenheim. Die Verhältnisse zu Stadt und Politik sind mittlerweile (wieder) gekennzeichnet von großem Vertrauen und gegenseitigem Respekt. Nur aus einer solchen Situation kann überhaupt ein Fortschritt für den Verein erfolgen. Es ist einfach utopisch, ernsthaft zu glauben, dass große Unternehmen, Investoren oder Städte Geld für einen Sportverein geben, ohne dass dieser einen klaren sportlichen, wirtschaftlichen und organisatorischen Plan hat. Die Zeit, in der Unternehmen ihre Werbetafeln im Stadion aufgehängt haben und alle Jahre am Ende der Saison per Händedruck mit einem freundlichen Dankeschön und einem gerahmten Mannschaftsfoto versehen wurden, sind lange vorbei. Dieser Umstand ist spätestens Gewissheit, seit bei praktisch allen Vereinen in DEL, DEL2 und den Oberligavereinen mit Aufstiegsambitionen die Zuschauereinnahmen von den Sponsorenetats deutlich übertroffen werden. Rosenheim stellt da keine Ausnahme dar und wir wollen und müssen dieser Tatsache Rechnung tragen.
Das Problem unserer modernen und schnelllebigen Zeit ist, dass wir uns wieder bewusst machen müssen, was in dem Begriff „Entwicklung“ eigentlich steckt und was er im Zusammenhang mit dem Starbulls Rosenheim e.V. und seinem Basispapier bedeutet. Dazu gehört, keine falschen Erwartungen zu wecken. Sportmanagement ist eine sehr komplexe Form der Führung, weil es neben den klassischen betriebswirtschaftlichen Komponenten auch den Umgang mit sehr anspruchsvollem Publikum, einem fragilen Mannschaftsgebilde und vielen ehrenamtlichen Helfern beinhaltet. Des Weiteren verkauft ein Verein kein Produkt, sondern Emotionen, was sich auf den Umgang mit praktisch allen Einnahmequellen auswirkt und die Akquise derselben alles andere als einfach macht. Die Arbeit als Vereinsvorstand, wenn man sie richtig machen will, ist oft unglamourös, kleinteilig und selten attraktiv, da oft genug sehr unpopuläre Entscheidungen zu treffen sind, die nebenbei bemerkt auch uns schwerfallen.
Eine auf Argumenten basierende, nachhaltige Entwicklung zu erklären ist selten innerhalb eines Hashtags oder eines Posts mit 160 Zeichen möglich und es braucht in erster Linie viel Geduld und Standhaftigkeit.
Im Falle des Starbulls Rosenheim e.V. als Gesamtverein kommt dabei im Vergleich zu vielen anderen Wettbewerbern noch ein weiterer Aspekt hinzu: Das Ausmaß seiner Hausaufgaben.
- Ertüchtigung des Eisstadions Rosenheim unter zeitgleicher Fortentwicklung des allgemeinen Stadionkomforts, um mit dem umliegenden Freizeitangebot Schritt halten zu können. Hier möchte und wird der Verein auch einen Beitrag leisten, um weiterhin dem ROFA-Stadion die Fähigkeit zu erhalten, in der höchstmöglichen Eishockeyliga zu spielen. Es wäre fahrlässig, mit all den Belangen eines Stadions erst dann zu beginnen, wenn der Fall der Fälle bereits eingetreten ist. Wir wollen diese langfristig angelegten Themen, zu denen der Stadionum- und -ausbau gehört, parallel entwickeln, damit all die Investitionen für Stadt und Verein planbar und stemmbar bleiben
- Die Entwicklung der zweiten Eisfläche nimmt eine ebenso wichtige Stellung ein, wie die brandschutzrechtliche Sanierung und ist für uns der Grundstein für die Erhaltung der Zukunftsfähigkeit der Nachwuchsarbeit des Vereins in seiner heutigen Form
- Weiterentwicklung des allgemeinen Angebots für Zuschauer und Fans. Dazu gehören Dinge wie Kioske, Geschäftsstelle und auch der Fantreff. Leider sind die Entwicklungsmöglichkeiten aufgrund der allgemeinen Standortüberlegungen der zweiten Eisfläche und des Brandschutzes sehr begrenzt, was z.B. eine Erweiterung des Fantreffs nach Außen und damit eine Kapazitätserhöhung betrifft. Es gibt daneben noch andere Überlegungen, die wir Vorstände gemeinsam mit unseren Partnern in Stadt und Politik diskutieren. Dabei stimmen alle Seiten zu, dass die derzeitige Situation nicht zufriedenstellend ist und es bleibt nach wie vor weiterhin die Aufgabe unserer Vorstandschaft, hier eine bessere Lösung zu finden. Hierzu führen wir auch ständig Gespräche mit den Fan-Vertretungen oder auch ganz allgemein mit unseren Zuschauern
- Deutliche Erhöhung der Investitionssummen in den Nachwuchsbereich, um das Potential unserer Kinder in Rosenheim zu halten und nicht an umliegende Vereine zu verlieren. Der Aufstieg in die DNL 1, die höchste deutsche Nachwuchsliga, ist angestrebt. Wir wollen, dass wir keine Kinder an mit uns im Wettbewerb stehenden Vereine verlieren, sondern eher von diesen dazugewinnen und tun dafür Einiges. Das Problem an der Nachwuchsarbeit ist, dass die Zeiträume sehr langfristig sind und Auswirkungen guter (oder eben auch schlechter) Nachwuchspolitik immer erst deutlich verzögert zu Tage treten. Eine ganz aktuelle Herausforderung in diesem Bereich ist die Nachbesetzung unseres langjährigen Nachwuchstrainers Thomas Schädler, der mit unseren besten Wünschen versehen in Kürze ein Engagement beim Deutschen Eishockeybund DEB beginnen wird. Der Verein ist nicht nur stolz, „einen der seinen“ in einem wichtigen Traineramt beim DEB zu sehen, sondern der Starbulls Rosenheim e.V. möchte hier auch die Möglichkeiten dieses Weggangs, der immer auch Chancen bietet, nutzen, um strukturell und personell weiter nach vorne zu arbeiten und den Verein noch breiter und attraktiver für verbleibende und neue junge Spieler zu machen. Wir befinden uns hierzu vielschichtig in Gesprächen mit unseren Trainern und Verantwortlichen und sind zuversichtlich, in den nächsten Monaten hier ein weiteres Mal einen Schritt nach vorne zu machen. Der Nachwuchs ist und bleibt Rosenheims Aushängeschild. Das beweist sowohl die Attraktivität des Standorts, der Trainer wie Rick Boehm angezogen hat, was für Rosenheim ein großer Gewinn war sowie die Tatsache, dass wir in Rosenheim nach wie vor 4 hauptamtliche Trainer für den Nachwuchs beschäftigen
- Einführung und/oder Ausbau der Kooperationen mit umliegenden Nachwuchsvereinen unter Zuhilfenahme sogenannter Kinder-Perspektivtrainings zur zusätzlichen Stabilisierung schwacher Nachwuchsjahrgänge und/oder der allgemeinen Steigerung des Potentials an Kindern
- Grundsätzlich betrifft der Begriff „Kooperationen“ natürlich auch die Kooperationen mit DEL- oder DEL2-Vereinen. Nachdem auf diesem Feld vor Allem in den sozialen Medien viel Falschinformation und Fehlinterpretation herrscht, sei an dieser Stelle folgendes angemerkt: Ja, es ist richtig, dass die allermeisten Vereine der Oberliga, der DEL2 und der DEL Kooperationspartner haben. Teil der Wahrheit ist allerdings auch, dass nicht wenige dieser Kooperationen weitgehend nur auf dem Papier bestehen. Der Grund dafür ist, dass die Konstruktion der Kooperationsgrundlagen unseres Erachtens nicht für beide Seiten förderlich sind. Ob man als Verein bei starker „Nach-Unten-Förderung“ einen Gutteil der eigenen Bestimmungshoheit über Trainer, Kader und Spielsystem abgibt, muss jeder Club für sich beantworten und auch, ob man das will. Fakt ist jedoch, dass wir aus Sicht des Starbulls Rosenheim e.V. bisher mit einigen Vereinen verhandelt haben, aber bis dato kein gemeinsames Konstrukt finden konnten, dem wir aus Sicht unseres Vereinswohles gerne zugestimmt hätten. Die allgemeine Problematik der Kooperationspartnerschaft wird uns daher so lange begleiten, wie sich Statuten des DEB, der DEL und anderer Vereine nicht verändern
- Ab der Saison 2019/2020 strebt der Verein Betrieb und Ausbau des gastronomischen Angebots an, das seit 1973 nicht mehr in Händen des Vereins gelegen hat und daher für die Starbulls bisher keine Einnahmequelle darstellte, nebst Investitionen in die entsprechende gastronomische Infrastruktur. Ziel ist es, mittelfristig das Angebot im Stadion zu verbessern und für die Zeiten außerhalb der Spieltage ein möglichst breites gastronomisches Angebot zu etablieren
- Veränderung und Ausbau der rechtlichen Strukturen zur Risikoabsicherung schützenswerter Vereinsteile, sprich, Gründung einer Spielbetriebs-GmbH. Hier prüfen wir entsprechende Konstrukte auf ihre Risikominimierung des wichtigsten Vereinsteils, dem Nachwuchs, innerhalb des Zeitraumes der nächsten beiden Jahre
- Ausbau des Multimedia-Angebots im Stadion, sprich Audio-Anlage und Videoleinwand. Zur Steigerung des Besuchskomforts im Stadion und zur besseren Wahrnehmung des Spielbetriebs (z.B. Wiederholungen bei Toren) investiert der Verein Zug um Zug in die multimediale Ausrüstung des Stadions. Ganz allgemein wollen wir darauf hinweisen, dass wir solche Themen rein und absolut zur Gänze aus sach- und aufwandsbezogenen und nur zu diesem Zweck erwirtschafteten oder abgestellten Etats erarbeiten. Kein Euro, der in eine Multimedia-Anlage fließen wird, geht dabei zu Lasten des Mannschafts-Etats. Es ist normal, dass Vereine wie der Starbulls Rosenheim e.V. von Spendern oder ähnlichen Personen zweckgebundene Gelder (z.B. für Nachwuchs, Infrastruktur oder andere bestimmte Themen) zur Verfügung gestellt bekommt und das ist auch beim Multimedia-Etat der Fall
- Der Ausbau unseres Mannschaftskaders unter dem Aspekt eines mehrjährig in Rosenheim spielenden Mannschaftskerns, um den herum wir eine junge, homogene Truppe aufbauen wollen, die unsere Ziele auch erreichen wird
Auch, wenn das einige Leute in den sozialen Medien ungern hören: Man kann nicht für jede Entscheidung ein Referendum durchführen und Veränderung im Allgemeinen ist selten populär. Man kann nur das umsetzen, was nachhaltig wirkt, dabei sich selbst und seinem Weg treu bleiben und diejenigen, die anderer Meinung sind, davon überzeugen. Viele Interessenten, Fans oder Sponsoren, die mit uns Vorständen das Gespräch gesucht haben, sind überrascht, wie leicht zugänglich wir sind und wie offen wir über die Dinge sprechen, die die Zukunft des Vereins betreffen. Nicht, dass wir am Ende mit unseren Gesprächspartnern immer einer Meinung waren, darum geht es nicht. Es geht darum, dass wir zu jeder Zeit vernünftige Gründe für unsere Entscheidungen haben und dafür, warum wir beispielsweise für die Saison 2019/2020 keinen Hundert-Punkte-Spieler an die Mangfall holen. Wir waren und sind überzeugt, dass langfristig/nachhaltige wirtschaftliche Stabilität und die Entwicklung unserer oben genannten Punkte automatisch auch zu sportlichem Erfolg führen wird.
Apropos sportlicher Erfolg: Nach den Erfahrungen und Ergebnissen der beiden vergangenen Oberliga-Saisonen werden wir am Kader, aber auch an der sportlichen Struktur Änderungen vornehmen. Während wir uns in der abgelaufenen Saison finanziell an die berühmte Decke gestreckt haben, um den Aufstieg möglich zu machen, werden wir in der nächsten Spielzeit auf einen Kader vertrauen, der über mehr Perspektive, vor Allem im Bereich junger Spieler, setzt. Zwar werden wir weiterhin auf einen Großteil setzen, der aus bekannten Spielern besteht, da wir Kontinuität auf dem Weg zum Erfolg für wichtig halten und ebendiese Spieler bereits bewiesen haben, was sie können. Ergänzend werden wir allerdings verstärkt auf Talente aus dem Nachwuchs setzen. Dies ist ab der kommenden Spielzeit wieder besser möglich, da die Nachwuchsjahrgänge etwas mehr Spielraum zulassen.
Strukturell werden wir in Rosenheim mit der Einführung des „organisatorischen Leiters Sport“ eine neue Vollzeit-Planstelle schaffen. Neben Stephan Gottwald, der weiterhin ehrenamtlich als Vorstand Sport fungieren wird, sorgt die neue Stelle des organisatorischen Leiters Sport für Entlastung. Für die Besetzung suchen wir intern wie extern nach Personen, die zu uns passen.
Darüber hinaus wollen wir noch mehr sportliches Know-How einfließen lassen, indem die Stelle des organisatorischen Leiters Sport durch eine zusätzliche Scouting-Stelle für den Nachwuchs- und den Profibereich unterstützt wird. Wir sind überzeugt, durch diese Umstrukturierungen für die Zukunft mehr Potential im Bereich der sportlichen Struktur durch mehr fachspezifisches Wissen und Erfahrung umsetzen zu können.
Richtig ist, dass man über Spielsysteme immer streiten kann und dass fünf verschiedene Zuschauer fünf verschiedene Berichte über das selbe Spiel schreiben. Das war noch nie anders. Wir sind überzeugt von dem, was wir tun. Richtig ist auch, dass seit unserem Amtsantritt die Kabine nicht mehr so zugänglich ist, wie dies unter unseren Vorgängern der Fall war. Das hat allerdings weniger mit dem Coach zu tun, sondern mehr damit, dass wir das als Vorstandschaft so sehen. Für uns ist es wichtig, dass Spieler zwar zum Anfassen sind und wissen, woher sie stammen. Genauso wichtig ist es unserer Meinung aber auch, dass diese an sich arbeiten können und Mannschaftsinterna auch Interna bleiben. Für uns als Vorstandschaft ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Trainer ab und an in der Kritik steht oder dass es manchmal zwei Meinungen zu Spielern oder Spielsystemen gibt, ist normal.
Strukturell weiterentwickeln wollen und werden wir uns auch auf dem Feld der Vereinsführung. Wie in unserem Basispapier bereits angekündigt, haben wir uns entschieden Daniel Bucheli über die Dauer der nächsten beiden Jahre Zug um Zug als Vollzeit-Unterstützung an die Vereinsführung heranzuführen. Unsere Nummer 26, die auch in der kommenden Saison für die erste Mannschaft auflaufen wird, verfügt über ein abgeschlossenes Studium im Bereich des Sportmanagements und hat in der abgelaufenen Saison bereits einige Aufgaben und Projekte gemeinsam mit uns umgesetzt.
Alles in Allem werden wir den Verein also weiterhin in Richtung professioneller Strukturen weiterentwickeln.
Zu gern (und zu oft) wird „die Mannschaft“ mit „dem Verein“ verwechselt. Zwar stellt die 1. Mannschaft ohne Frage die größte Einnahmequelle und seine Zuschauer letztlich die Seele des Vereins dar. Aber nachhaltiger Vereinserfolg hat mehrere Säulen und seitens unserer Vorstandschaft stehen wir in der Verantwortung, dass der Gesamtverein mittelfristig finanziell stabil und sportlich erfolgreich wird und langfristig für kommende Rosenheimer Generationen interessant bleibt. Ein Blick hinter die Kulissen einiger anderer Vereine aus DEL, DEL2 und (insbesondere) Oberliga zeigt, dass viel zu oft dem kurzfristigen sportlichen Erfolg langfristige Finanz- oder Organisationsziele geopfert werden.
Es gibt viele prominente Beispiele. Von unregelmäßig bezahlten Spielergehältern über trickreich nicht bezahlte Berufsgenossenschaftsbeiträge bis hin zu Totalkatastrophen wie Insolvenzen oder betrügerisch hochgerechneten Saison-Etats. Wirtschaftlich unzuverlässiges Arbeiten führt zu Verwerfungen im gesamten Eishockey und macht die Arbeit der vielen anständig wirtschaftenden Vereine zunichte und kratzt ganz Allgemein am Image unseres Sports. Ein Blick in die Nachbarschaft zeigt, dass vor dem Hintergrund der anzunehmenden Praxis der Etat-Zusammenstellung Rosenheim unserer Auffassung nach nicht als Absteiger aus der DEL2 hätte feststehen dürfen. Dies ändert zwar nichts mehr an der Tatsache, zeigt jedoch, wie schwer es Vereine haben, die wirtschaftlich und rechtlich sauber arbeiten.
Abschließend würden wir seitens unserer Vorstandschaft gerne noch ein paar Sätze in eigener Sache anbringen: Opposition ist immer einfach. Es ist immer leicht, irgendetwas zu kritisieren, in Frage zu stellen, fernzubleiben, nicht einzutreten und zu bemängeln. Und am allereinfachsten ist es, das im Netz der sozialen Medien zu tun. Dass nicht jeder unserer Meinung sein wird, ist so normal wie in Ordnung. Und es gibt scheinbar immer noch Leute, die nicht begreifen können oder wollen, dass wir Vorstände unsere Arbeit als Vereinsführung tatsächlich ehrenamtlich ausüben, also ohne jede Bezahlung und nur für die vermeintlich unfassbare Tatsache, dass wir gemeinsam nach wie vor einfach nur Spaß an unserer Arbeit und an der nachhaltig wirtschaftlich wie sportlich positiven Entwicklung dieses, unseres Vereins haben. Einige Beiträge in den sozialen Medien entbehren dabei nicht unfreiwilliger Komik, wenn es um die vermeintlichen Gehälter unserer Vorstandschaft geht. Also noch einmal: Wir machen das, weil wir es gerne machen und weil wir daran glauben. Wir sind Vorstände geworden, weil wir gerne bereit waren, Verantwortung zu übernehmen. Wir sind nicht zu Hause auf dem Sofa geblieben, wie viele Schreiberlinge mit ihren teilweise völlig deplatzierten Kommentaren in den sozialen Medien und wir haben nichts in Frage gestellt und nichts bemängelt, was vor unserer Zeit geschehen ist. Wir sind angetreten, haben es genommen, wie es war und befinden uns seit September 2016 einfach nur auf unserem Weg. Wir sind gespannt, wo uns dieser noch hinführen wird. Potential jedenfalls gibt es genug.
Wo sind eigentlich die vielbeschworenen „alten Zeiten“ hin, in denen der Wechsel eines Top-Spielers zum Nachbarverein oder der Aufstieg des Erzrivalen Grund genug war, erst recht ins Stadion zu kommen und wortstark das eigene Team von der Mangfall zu unterstützen?
Es sind die kreativen Köpfe, die wir auf diesem sicher nicht einfachen Weg brauchen. Denken auf „einem weißen Blatt Papier“ muss und soll erlaubt sein. Rosenheim ist aufgrund seiner langen und teils auch schwierigen Geschichte ein sehr komplexer Standort. Einfache Antworten reichen hier nicht. Wir sind als Vertreter des Vereins daher auf unsere Freunde, Fans, Partner und Gönner angewiesen. Und ausdrücklich auch auf die, die anderer Meinung sind.
Erfolg können wir nicht versprechen. Wir können aber versprechen, dass alle unsere Mitarbeiter des Vereins und wir als Vorstandschaft so hart wie möglich daran arbeiten werden.
Wir werden unseren Weg weitergehen, für diesen Verein, der mit so viel Stolz und Herz ausgestattet ist. Alle, die uns dabei begleiten oder uns auch nur dabei zusehen wollen oder die einfach nur an die Starbulls glauben und nicht bereit sind, einigen Wenigen, ewig Gestrigen die Deutungshoheit über die Zukunft unseres Vereins zu überlassen, sind herzlich eingeladen, ins Stadion zu kommen und gemeinsam mit uns herauszufinden, wozu Rosenheim in den 2020ern fähig sein wird.