„Siegen oder fliegen“ – und zwar aus der Liga. Das Motto der am Freitag um 19:30 Uhr im Rosenheimer emilo-Stadion beginnenden Playdown-Serie zwischen den Starbulls Rosenheim und den Eispiraten Crimmitschau ist eindeutig. Nur die Mannschaft, die in den maximal sieben Spielen vier Mal die Oberhand behält, spielt auch in der kommenden Saison in der DEL 2; der unterlegene Gegner muss für die Oberliga planen. Eine völlig neue Situation für die Starbulls Rosenheim, die im siebten Jahr nach ihrem Aufstieg aus der Oberliga zum ersten Mal nicht die Playoffs erreichten und in der ersten Playdown-Runde den Heilbronner Falken (2:4 Siege) unterlagen. Aber auch bei den Westsachsen, die in der ersten Playdown-Serie gegen Bad Nauheim (1:4 Siege) den Kürzeren zogen, ist es lange her, dass sie sich in einer „Alles-oder-Nichts-Serie“ beweisen wussten.
Exakt vor zehn Jahren, im Frühjahr 2007, sprang der damalige ETC Crimmitschau dem Abstieg gerade noch von der Schippe. Nach einem 1:3-Rückstand in der Serie gegen den ESV Kaufbeuren mussten zunächst zwei „Matchpucks“ abgewehrt werden, ehe ein 5:0-Heimerfolg im siebten Spiel den Ligaerhalt fixierte und die Allgäuer in die Oberliga schickte. Bemerkenswerte 6.530 Zuschauer verfolgten die damals entscheidende Partie im Kunsteisstadion im Sahnpark und setzen ein deutliches Signal zum Erhalt des Profieishockeys in Crimmitschau, das angesichts finanzieller Probleme auf der Kippe stand. Es folgte die Gründung der Eispiraten GmbH, unter der die Westsachsen nun ihre zehnte Spielzeit in der zweithöchsten deutschen Spielklasse bestreiten. In „echte“ Abstiegsgefahr gerieten die Eispiraten dabei bis zur jetzt beginnenden Serie gegen die Starbulls noch nicht. In der vergangenen Saison erreichten sie sogar die Pre-Playoffs, wo sie an den Dresdner Eislöwen scheiterten. 2008 scheiterten sie im Playoff-Viertelfinale an den Kassel Huskies.
In den sieben Jahren dazwischen reichte es im Endklassement der Hauptrunde dagegen nur zu Plätzen unterhalb der (Pre-)Playoff-Region. In eine „Alles-oder-Nichts-Serie“ gegen den Abstieg mussten die Eispiraten dabei aber nie. Zweimal (2010 und 2015) fixierten sie den Ligaerhalt mit jeweils 4:1 Siegen in der ersten von zwei Playdown-Runden vorzeitig. Dreimal (2011, 2012 und 2014) gelang der Klassenerhalt souverän und gefahrlos über tabellarisch ausgewertete Abstiegs- bzw. Qualifikationsrunden. Zweimal (2009 und 2013) wurden die Playdowns wegen des feststehenden Rückzugs von Mannschaften abgesagt. Insofern kann man für die nun beginnende entscheidende Playdown-Ssrie auch kaum von einem Erfahrungsvorteil der Westsachsen gegenüber den Starbulls sprechen.
In der abgelaufenen Hauptrunde errangen die Starbulls mit 59 Punkten 16 Zähler mehr als die Eispiraten (43). In der Torausbeute lagen die beiden Mannschaften mit 127 (Crimmitschau) bzw. 130 (Rosenheim) erzielten Treffern in etwa gleich auf. Allerdings kassierten die Westsachsen deutlich mehr Gegentore (210) als die Starbulls (183). Letztlich treffen im „Abstiegsfinale“ aber die Teams mit den ligaweit schlechtesten Torbilanzen aufeinander. Die beiden Heimspiele der Hauptrunde gewannen die Starbulls gegen die Eispiraten klar (6:1 und 5:1). Im Sahnpark behielten die Grün-Weißen einmal knapp mit 1:0 die Oberhand, das andere Spiel dort gaben sie dagegen nach einer 3:0-Führung noch aus der Hand und verloren mit 3:4 nach Verlängerung.
Die Hauptrunde ist freilich Geschichte – ebenso wie die Ära von Franz Steer als Trainer der Starbulls Rosenheim. Seit Dienstag ist Thomas Schädler, hauptamtlicher Nachwuchstrainer bei den Starbulls und Coach der in der Deutschen Nachwuchsliga spielenden U20, nun für die DEL-2-Mannschaft verantwortlich und soll sie zum Klassenerhalt führen. Dass dazu ein Auftaktsieg fest eingeplant ist, steht außer Frage. Dass die Mission ein Kraftakt werden dürfte allerdings auch. „Crimmitschau viermal zu schlagen wird ein ganz hartes Stück Arbeit“, sagt Thomas Schädler, der gemeinsam mit Co-Trainer Martin Reichel die Videos der Playdown-Spiele der Eispiraten gegen Bad Nauheim ausgewertet und dabei zu einer unangenehmen Erkenntnis gekommen ist: „Das ist ein ganz unberechenbarer Gegner, der von Spiel zu Spiel, oft auch von Spielphase zu Spielphase ganz unterschiedlich agiert“. Und ein Gegner, der in den Playdown-Partien gegen Bad Nauheim tendenziell stabiler aufgetreten ist, als noch in der Hauptrunde. Zwar gelang nur ein Sieg, aber drei der vier Niederlagen (3:4 n.V., 0:4, 1:2, 1:3) fielen sehr knapp aus. Bei den Starbulls sah das gegen Heilbronn anders aus (1:3, 1:4, 1:5, 0:5).
Personelle Experimente wird Thomas Schädler, der zur Vorbereitung der Mannschaft auf den Serienauftakt ja nur drei Trainingseinheiten hatte, nicht eingehen. Überraschungen in den Reihenzusammenstellungen sind daher nicht zu erwarten. Die Chance, dass Tyler McNeely nach seiner Viruserkrankung gleich im ersten Spiel gegen Crimmitschau wieder mit von der Partie sein kann, prognostiziert Schädler auf 50 Prozent: „Er muss nicht nur gesund sein, er muss auch erst wieder zu Kräften kommen“. U18-Nationalspieler Thomas Reichel steht den Starbulls am Freitag zur Verfügung, danach aber wegen der anstehenden Weltmeisterschaft nicht mehr. Frühestens im dritten Spiel am Dienstag wird Jungspund Veit Wieczorek nach überstandener Mandelentzündung den Starbulls-Kader wieder ergänzen können. Für seine DNL-Kollegen Florian Krumpe und Valentin Hein ist die Saison dagegen beendet. Gleiches gilt bekanntlich seit langem auch für so wichtige Spieler wie Michael Baindl, Peter Lindlbauer, Simon Fischhaber und Simon Heidenreich. Für das Tor der Starbulls steht neben Timo Herden der wiedergenesene Lukas Steinhauer zur Verfügung.
Weit weniger von Ausfällen als die Starbulls waren und sind die Eispiraten Crimmitschau gebeutelt. Trainer John Tripp, im letzten Jahr noch als Spieler bei den Westsachsen aktiv und seit Ende Dezember Nachfolger von Chris Lee an der Crimmitschauer Bande, hat im Moment keine verletzten oder angeschlagenen Spieler zu beklagen. Definitiv nicht mit dabei sind am Freitag aber zwei Spieler aus anderen Gründen. Verteidiger Lukas Pozivil, vor der Saison von den Lausitzer Füchsen nach Crimmitschau gewechselt, wurde überraschend unter der Woche beurlaubt. Nach 46 Hauptrunden- und allen bisherigen fünf Playdownpartien wird der 34-jährige Deutsch-Tscheche wegen „mangelnder Einstellung auf und neben den Eis“ kein Spiel mehr für die Eispiraten bestreiten. Der kanadische Torwart Ryan Nie wurde nach einer Attacke gegen Eugen Alanov nach der Schlusssirene im vierten Playdown-Spiel gegen Bad Nauheim für zwei Spiele gesperrt. Er darf somit erst ab Sonntag gegen die Starbulls ran. Vertreten wird er von Henning Schroth und/oder Mark Arnsperger – das junge Torwarttalent muss – wie Rosenheims Thomas Reichel – nach der Freitagspartie wieder zur U18-Nationalmannschaft des DEB abrücken.
Die torgefährlichsten Spieler in den Reihen der Westsachsen sind Deutsch-Kanadier Jason Pinizzotto (14 Hauptrundentore plus ein Treffer in den Playdowns), Deutsch-Slowake Ivan Ciernik (13 plus zwei Tore) und der Kanadier Mark Lee (14 plus ein Tor). Letzterer wurde in der vergangenen Woche noch zum neuen Captain befördert und übernahm dieses Amt von Verteidiger Andrè Schietzold. Bei den beiden weiteren aktuellen ausländischen Spieler (die „westsächsischen Episoden“ von Mike Hoeffel, Toni Kallela und Niklas Lusenius sind schon wieder beendet) handelt es sich um Nachverpflichtungen: Der Slowake Martin Bartek hat in insgesamt 45 Spielen (Hauptrunde und Playdowns) zwölf Tore erzielt, der Kanadier Chris St. Jacques traf in insgesamt 16 Spielen erst einmal. Topscorer der Eispiraten mit 44 Punkten ist Patrick Pohl, der in 50 Hauptrundenspielen 13 Tore erzielte und 31 weitere vorbereitete. In den fünf Playdownspielen gegen Bad Nauheim war er aber an keinem einzigen Tor beteiligt.
Das Rezept der Starbulls für die entscheidende Serie um den Klassenerhalt gegen die Eispiraten ist vor allem die Disziplin in der klassischen Defensivarbeit. „Wir dürfen dem Gegner definitiv keine einfachen Gegentore gewähren“, fordert Thomas Schädler, der dementsprechend die Trainingsschwerpunkte setzte. Gearbeitet wurde darüber hinaus am Überzahlspiel, das viel mehr Abschlüsse zu Tage fördern muss, als dies über weite Strecken der Saison und insbesondere in den Playdown-Spielen gegen Heilbronn der Fall war. Ganz entscheidend sei laut Schädler aber, dass die Spieler mit freien Köpfen in die nun wichtigsten Spiele der Saison gehen. „Wir haben dazu zahlreiche Einzelgespräche geführt, und am Mittwoch durfte bei einer Kabinenbrotzeit auch mal über andere Dinge gesprochen werden, als über Eishockey.“ Für den spannungsgeladenen Auftakt gegen die Eispiraten hofft der neue Verantwortliche an der Bande aber natürlich auch auf die uneingeschränkte Unterstützung der Fans im emilo-Stadion. Denn was der „siebte Mann“ in einer solchen Patt-Situation wert sein kann, hat sich ja auch vor zehn Jahren in Crimmitschau gezeigt – und nun liegt der Heimvorteil in der „Alles-oder-Nichts-Serie“ nicht auf Seiten der Westsachsen, sondern bei den Starbulls Rosenheim.
Die zweite Partie der Playdown-Serie zwischen den Starbulls und den Eispiraten steigt am Sonntag (Spielbeginn 17 Uhr) im Kunsteisstadion im Sahnpark in Crimmitschau. Das dritte Spiel findet dann zwei Tage später, am Dienstag (Spielbeginn 19:30 Uhr), wieder im Rosenheimer emilo-Stadion statt. Alle Spiele werden live und kommentiert im Internet übertragen. Die entsprechenden Streams sind über das Portal sprade.tv zum Preis von je 5,50 Euro buch- und abrufbar.
Eintrittskarten für die Heimspiele der Starbulls am Freitag und Dienstag (Spielbeginn jeweils 19:30 Uhr) können bequem online im Starbulls-Ticketshop auf www.starbulls.de gebucht und am heimischen Drucker ausgedruckt werden, sind aber natürlich auch im emilo-Stadion in der Starbulls-Geschäftsstelle erhältlich. Diese ist am Donnerstag von 17 bis 19 Uhr und am Freitag von 9 bis 12 Uhr und ab 17 Uhr geöffnet.
Pressemitteilung Starbulls Rosenheim e.V. (M.H.)