Zwei hochinteressante Spiele stehen am Wochenende für die Starbulls Rosenheim in der zweiten deutschen Eishockeyliga auf dem Programm. Am Freitag empfangen die Grün-Weißen mit den Ravensburg Towerstars einen Gegner, bei dem es nach dem letzten Wochenende ein regelrechtes personelles „Erdbeben“ gab. Spielbeginn im emilo-Stadion gegen das angeschlagene Team von Trainer Anton Krinner ist am Freitag um 19:30 Uhr. Die Starbulls wollen mit einem Heimsieg ihre jüngsten erfolgreichen Auftritte bestätigen, um mit Rückenwind ins letzte Viertel der Hauptrunde zu gehen. Dieses eröffnet die Mannschaft von Trainer Franz Steer dann am Sonntag mit dem oberbayerischen Derby beim SC Riessersee. Anpfiff im Olympia-Eissportzentrum Garmisch-Partenkirchen ist um 17 Uhr.
„Toni Krinner wird trotzdem sein System spielen“, so lautete das karge Statement von Trainer Franz Steer auf die überraschenden personellen Veränderungen bei Freitagsgegner Ravensburg Towerstars. Hinter den Oberschwaben lag ein Wochenende mit zwei Niederlagen – 1:2 in Dresden, 3:6 gegen Kassel –, als am vergangenen Dienstag gleich mehrere gravierende Personalentscheidungen bestätigt wurden. Und dass gleich für zwei der prominentesten und schillerndsten deutschen Stürmer der DEL 2 Schluss im Ravensburger Trikot sein sollte, war ein echter Paukenschlag. Fabio Carciola, 29-jähriger Stürmer mit italienischen Wurzeln und mit 26 erzielten Scorerpunkten in dieser Saison, wurde mit sofortiger Wirkung vom Spiel- und Trainingsbetrieb freigestellt. Als offizielle Begründung nannten die Towerstars ihre Unzufriedenheit mit seinen sportlichen Leistungen. Und auch die Karriere von Bruder Adriano Carciola im Ravensburger Trikot endet abrupt. Der 27-jährige Stürmer, der 28 Scorerpunkte auf dem Konto hatte, wechselt zu den Kassel Huskies, für die er bereits in den letzten beiden Spielzeiten auf das Eis ging.
Quasi „im Gegenzug“ zu Adriano Carciola verpflichten die Towerstars Philipp Schlager aus Kassel. Der 30-jährige Außenstürmer war vor der laufenden Saison sechs Spielzeiten für die Schwenninger Wild Wings in der DEL 2 und DEL aktiv, spielte davor für Bietigheim und Heilbronn. Im Trikot der Kassel Huskies gelangen Schlager in 33 Spielen aber nur zwei Tore und neun Vorlagen. „Er ist ein Spielertyp, der zwar nicht so viele Tore schießt, aber unheimlich viel Energie auf das Eis bringt“, sagt Starbulls-Coach Franz Steer über den gebürtigen Münchner. Und neben Schlager soll auch noch ein weiterer Stürmer seine Premiere im Team der „Türmchenstädter“ am Freitag in Rosenheim feiern. Dabei handelt es sich um den Kanadier Jesse Mychan, dessen Verpflichtung ebenfalls am Dienstag verkündet wurde. Der 24 Jahre alte und 1,88 Meter große Stürmer kommt von den Colorado Eagles. In der laufenden Saison der ECHL verbuchte Mychan in 34 Spielen bemerkenswerte 37 Scorerpunkte. „Das ist sicher der stärkste ausländische Spieler, der in dieser Saison für Ravensburg spielt“ ist sich Franz Steer sicher. Und es handelt sich bei Mychan, der das Trikot mit der Rückennummer 92 erhalten soll, bereits um den achten (!) Kontingentspieler, der in dieser Saison für Ravensburg auf dem Eis steht. Die Kanadier Riley Brace und Cam Reid, beide vor der laufenden Spielzeit neu verpflichtet, wurden längst wieder weggeschickt. Das gleiche gilt für deren nachverpflichteten Landsmann Zach O’Brien. Ebenfalls nachverpflichtet wurden der bereits 35-jährige Tscheche Ivan Rachunek (35), den die Towerstars zwar auch einmal kurz wieder aussortierten, dann aber doch behielten, und der 26-jährige Slowake Adam Lapsansky. Unumstritten auf einer Ausländerposition ist bisher lediglich Mathieu Tousignant. Der 27-jährige Franko-Kanadier, der seine zweite Saison für Ravensburg spielt, hat in 38 Spielen 40 Mal gepunktet (16 Tore).
Für US-Amerikaner Brian Roloff läuft die dritte Saison im Towerstars-Trikot dagegen nicht gut. 22 Punkte in 34 Spielen sind zwar nicht schlecht, hinken seiner bemerkenswerten Ausbeute der Spielzeiten zuvor aber extrem hinterher. Jetzt setzt den Ex-DEL-Spieler (Augsburg) zudem eine schwere Entzündung im Sprunggelenk außer Gefecht, und zumindest in der Hauptrunde wird er wohl nicht mehr ins Geschehen eingreifen können. Vor allem deshalb wurde nun auch Jesse Mychan verpflichtet. Neben Roloff fehlen den Towerstars derzeit auch die Stürmer Stephan Vogt (Innenbandanriss) und Daniel Pfaffengut (Wadenbeinbruch) längerfristig. Mit dabei beim Gastspiel in Rosenheim ist aber ein im emilo-Stadion bekanntes Gesicht: Norman Hauner, der im Dezember DEL-Team Krefeld Pinguine verlassen musste und ebenfalls nachverpflichtet wurde.
Das diesjährige „Kaderbeben“ dokumentiert, dass die Verantwortlichen der Towerstars mit dem bisherigen sportlichen Abschneiden der Mannschaft alles andere als zufrieden sind. Nach einem schwachen Saisonstart folgte eine Wende zum Positiven ausgerechnet nach der klaren 2:6-Niederlage in Rosenheim Ende Oktober. Es war das erste Spiel von Anton Krinner als Coach der Towerstars, die zuvor den Kanadier Daniel Naud von seinen Aufgaben freistellten. Unter Krinner punkteten die Oberschwaben dann aber zehn Mal in Folge und kletterten im Advent sogar auf den vierten Tabellenplatz. Doch der Trend hielt nicht an, sondern kehrte sich schleichend wieder um. Auf den achten Platz zurückgefallen, beträgt der Abstand auf den – mindestens – anvisierten vierten Platz nach der Hauptrunde schon neun Punkte, und der Vorsprung auf die Abstiegsrundenplätze liegt bei nur noch sieben Zählern.
Von einer solchen Platzierung können die Starbulls freilich im Moment nur träumen. Nach der erfolgreichen Sechs-Punkte-Ausbeute des letzten Wochenendes beträgt der Rückstand auf einen Pre-Playoff-Platz jetzt „nur“ noch 14 Punkte. Für Trainer Franz Steer ist die Tabellensituation im Moment aber nicht entscheidend: „Wir wollen jedes Spiel gewinnen. – wie oft wir das schaffen, muss sich zeigen. Wichtig ist aber, dass wir nach dem Ende der Hauptrunde, egal wo wir dann stehen, in guter Form sein müssen. Darauf arbeiten wir hin.“ Und auch auf die Verpflichtung eines vierten ausländischen Spielers arbeitet der „Bullen-Dompteur“ hin, wobei er die Aufgabe, geeignete Kandidaten zu finden, als „noch nie so schwer wie diesmal“ bezeichnet.
Noch keine positiven Nachrichten gibt es auch von Michael Rohner, Simon Fischhaber und Michael Baindl zu vermelden. Bei allen drei Spielern stockt der Heilungsverlauf, und Prognosen auf die Länge der Ausfallzeiten möchte Steer momentan auch nicht abgeben. Wieder einsatzfähig ist dagegen Jungverteidiger Andreas Nowak. Damit hätten die Starbulls, wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, die Möglichkeit auf vier Sturmreihen. „Und so möchte ich wenn es irgendwie geht auch unbedingt agieren“, sagt Steer, für den ansonsten natürlich auch die variable Taktik des letzten Wochenendes mit drei Centern und vier Außenpaaren in der Offensive wieder eine Option wäre.
In den ersten beiden Duellen dieser Spielzeit sahen die Starbulls gegen Ravensburg gut aus. Dem klaren und verdienten 6:2-Heimsieg folgte Anfang Januar zwar eine 2:3-Auswärtsniederlage, bei der die stark ersatzgeschwächten Grün-Weißen aber bereits mit 2:0 führten, erst in der vorletzten Minute – bei eigener Überzahl – in unglücklicher Art und Weise das entscheidende Gegentor hinnehmen mussten und sich auch nach Ansicht von Ravensburg-Coach Krinner mindestens einen Zähler verdient hätten. Völlig anders sieht es bisher zwischen den Starbulls und dem SC Riessersee aus. Alle drei bisherigen Saisonvergleiche gewannen die Werdenfelser, die Starbulls blieben dabei im emilo-Stadion gar zweimal ohne eigenen Treffer (0:1 und 0:2) und verloren in Garmisch-Partenkirchen trotz früher Führung noch hoch mit 1:6. Es gilt also, noch etwas gut zu machen, wobei die Mannschaft von Trainer Tim Regan als Tabellensiebter natürlich als Favorit in den sonntäglichen Derbyvergleich geht – zumal sich das Riesserseer „Lazarett“ wieder deutlich gelichtet hat. Neben Julian Eichinger und wohl auch Tim Richter (beide Schulterverletzung) fehlt nur noch der kanadische Stürmer Jared Gomes, für den aber Landsmann Alexis Loiseau nachverpflichtet wurde, der in seinen ersten beiden Spielen am vergangenen Wochenende bereits jeweils punktete.
Interessant ist freilich ein Blick auf die Statistik der „Specialteams“ vor den Duellen dieses Wochenendes. Da stehen die Rosenheimer nämlich jeweils vor ihren Kontrahenten. Eine Überzahlquote von 15,8 Prozent bedeutet zwar ligaweit nur Platz elf, doch Riessersee (12,3 Prozent) und Ravensburg (12,1 Prozent) nehmen hierbei die beiden letzten Plätze ein. In der Unterzahl-Wertung stehen die Starbulls mit 83,8 Prozent als Fünfter ebenfalls vor Ravensburg (81,5 Prozent), und Riessersee (79,3 Prozent). Und auch der „Powerplay-Trend“ der letzten Spiele spricht durchaus für die Grün-Weißen.
Die Spiele der Starbulls Rosenheim am Freitag gegen Ravensburg (Anpfiff 19:30 Uhr) und am Sonntag in Garmisch-Partenkirchen gegen den SC Riessersee (Anpfiff 17 Uhr) werden live im Internet übertragen. Der jeweilige Livestream ist zum Preis von 5,50 Euro über das Portal sprade.tv buchbar.
Eintrittskarten für das Freitags-Heimspiel sind im Vorverkauf bequem online und zum Selbstausdrucken im Starbulls-Ticketshop auf www.starbulls.de erhältlich, natürlich aber auch in der Starbulls-Geschäftsstelle am emilo-Eisstadion. Die Geschäftsstelle ist am Donnerstag von 17 bis 19 Uhr und am Freitag zwischen 9 und 12 Uhr sowie ab 17 Uhr geöffnet.
Pressemitteilung Starbulls Rosenheim e.V. (M.H.)