Was für ein unglaublicher Spielverlauf im Derby der Eishockey-Oberliga Süd zwischen den Starbulls Rosenheim und den Tölzer Löwen am Freitagabend im ROFA-Stadion! Vor der guten Kulisse von 3.345 Zuschauern erspielten sich die gastgebenden Starbulls nach frühem Rückstand bis kurz vor Ende des zweiten Drittels eine verdiente und eigentlich komfortable 5:2-Führung. Doch dann erlauben sich die zuletzt so abwehrstarken Hausherren gleich eine ganze Reihe unerklärlicher Defensivpatzer, die gnadenlos bestraft werden. Letztlich können die wackeren Gäste einen 7:5-Auswärtserfolg bejubeln. Damit endet die Rosenheimer Serie von sieben Siegen am Stück ebenso wie die Tölzer Negativserie mit sieben Niederlagen hintereinander.
Bei den Starbulls fehlten Travis Oleksuk, Steffen Tölzer (beide verletzt) und Aaron Reinig (krank). Die Tölzer Löwen mussten mit dem Langzeitverletzten Philipp Schlager und dem gesperrten Nick Huard ebenfalls auf zwei wichtige Spieler verzichten. Trotzdem gelang der ersten Sturmreihe der Gäste – Christoph Fischhaber vertrat den etatmäßigen Mittelstürmer Huard – der frühe Führungstreffer. Tyler Ward ließ sich die Chance, frei auf Starbulls-Keeper Andreas Mechel zufahrend, nicht nehmen und stellte auf 0:1 (3.). Dass sich die zuletzt so konzentrierte Rosenheimer Defensive gleich in der Anfangsphase mit einem derartigen Gegenstoß überrumpeln und aushebeln ließ, war ungewöhnlich.
Mit einem Doppelschlag, der sich nicht unbedingt ankündigte, drehten die Hausherren den Spielstand um. Zunächst schloss der einmal mehr überaus engagierte Dominik Kolb eine Einzelleistung im zweiten Versuch mit dem Ausgleichstreffer zum 1:1 ab (10.). Eine Minute später legte Manuel Strodel zurück an die blaue Linie, wo Maximilian Vollmayer aus vollem Lauf abzog und ins linke untere Eck traf – 2:1 (11.). Nach einem von Gästekeeper Enrico Salvarani entschärften Schuss von Manuel Möchel schnappte sich Lukas Laub den Abpraller und markierte per Rückhand das 3:1 (18.). Fast hätte Vollmayer in der Anfangsphase des zweiten Drittels auf 4:1 erhöht, traf aber nach feinem Solo mit Abschluss frei vor Salvarani nur den Pfosten (24.).
Momente später fiel Gästestürmer Florian Ott aus dem Rahmen. In einem bis zu diesem Zeitpunkt völlig fairen Spiel ohne Strafzeit attackierte er in einer harmlosen Situation hinter dem Tor Starbulls-Keeper Andreas Mechel in unkorrekter Art uns Weise. Die Konsequenz: eine große Strafe (fünf Minuten) für Ott, in der Bilanz der Strafzeiten nach dem durch das Foul ausgelösten Handgemenge aber nur eine Minute Powerplay für die Starbulls. Nachdem Mechel, der auf das Eis geknallt war, minutenlang behandelt werden musste, ging es zunächst mit vier Feldspielern auf beiden Seiten weiter. In dieser Phase waren die Gäste das präsentiere Team. Bereits 23 Sekunden nach Wiederbeginn traf Max Brandl aus dem Anspielkreis gegen die Orientierungsrichtung von Torwart Mechel zum 3:2-Anschlusstreffer (25.).
In der Rosenheimer Überzahlminute schnürten die Starbulls indes die Kurstädter in deren Zone ein. Und Sekunden, nachdem Ott aus der Kühlbox zurück auf das Eis kam, nagelte Norman Hauner die Scheibe nach Zuspiel von Vollmayer per Direktabnahme aus dem linken Bullykreis flach ins kurze Eck zum 4:2 (30.). Bei einem zwei Minuten langen Powerplay lag der fünfte Rosenheimer Treffer in der Luft, die größte Möglichkeit dazu vergab Laub (35.). Schließlich war es Tim Lucca Krüger, der nach perfekter Vorarbeit von Marc Schmidpeter einen Querpass zum 5:2 über die Linie drückte (38.) und damit sein erstes Saisontor feierte.
25 Sekunden vor der Sirene zur zweiten Pause unterlief Manuel Strodel ein folgenschwerer Fehlpass aus der Rundung der eigenen Zone in den Slot, wo Tyler Ward sofort reagierte und den verdutzten Mechel zum 5:3 überwand. Nach dem Spiel waren sich Starbulls-Cheftrainer Jari Pasanen und Löwen-Headcoach Ryan Foster einig: Dieser Treffer zu diesem Zeitpunkt war entscheidend, dass die Gäste die Partie schließlich noch zu ihren Gunsten drehten.
Mit seinem dritten Treffer bereits 44 Sekunden nach Beginn des letzten Drittels stellte Tyler Ward eine neue – aus Rosenheimer Sicht negative – Saisonmarke auf: Im 36. Anlauf mussten die Starbulls erstmals ein viertes Gegentor in einer Partie hinnehmen. Beim vorangegangenen Doppelpass mit Ludwig Nirschl und beim Abschluss von Ward zum 5:4-Anschlusstreffer schauten die Rosenheimer Gegenspieler nur zu. Ebenso unerklärlich – auch für Jari Pasanen in der Spielanalyse – war die Zaghaftigkeit seiner Unterzahlformation bei der einzigen Tölzer Überzahlsituation der gesamten Partie. Da dauerte es nur 15 Sekunden bis Sören Sturm völlig unbedrängt bei freier Schussbahn Maß nehmen konnte und die Scheibe zum 5:5 hinter Mechel einschlug (46.). Eine halbe Minute später musste Mechel einen Schuss vom ebenfalls viel zu spät angegangen Felix Ribarik prallen lassen und Florian Kästele staubte zum 5:6 ab (47.) – es war der erste Saisontreffer des 18-jährigen Tölzer Gitterspielers.
In den letzten zehn Minuten versuchten die Starbulls noch einmal alles. Gegen leidenschaftlich kämpfende Gäste mit einem jetzt über sich hinauswachsenden Torwart Salvarani hatten Dominik Kolb, Lukas Laub und Stefan Reiter noch gute Chancen zum Ausgleichstreffer. Die größte Möglichkeit zum 6:6 vergab Tyler McNeely, der das leere Tor verfehlte (55.). Fünf Sekunden vor der Schlusssirene stellte der starke spielende Ludwig Nirschl mit einem Empty-Net-Treffer den 5:7-Endstand her.
„Wie das Game-Winning-Goal fällt, wie frei der Tölzer Youngster da war und unsere Verteidiger nichts gemacht haben, das symbolisiert viele Aktionen auf dem Eis heute. Wir waren zu passiv, haben zu viele Zweikämpfe verloren, waren teilweise gar nicht da gewesen für die Zweikämpfe und haben viele dumme Aktionen gehabt. Und dann kannst Du gegen einen Gegner mit einer so starken Offensivreihe auch verlieren und das war heute der Fall. Ich hoffe, wir ziehen unsere Lehren daraus“, sagte Jari Pasanen nach der Partie. Der Starbulls-Cheftrainer nahm auch Stellung dazu, warum er Torwart Andreas Mechel nach der Attacke von Ott nicht auswechselte: „Der Gedanke war da, aber Christopher Kolarz hat im Training einen Schuss abbekommen und wenn er dann kalt ins Spiel kommt kann er sich nicht gut bewegen. Wäre Kolarz gesund gewesen, hätte ich gewechselt. Aber Andi Mechel hat überhaupt keine Schuld an der heutigen Niederlage“.
Das zweite Punktspiel am letzten Januar-Wochenende führt die Starbulls am Sonntag zu den Blue Devils nach Weiden. Dort müssen sie sich mit dem unangefochtenen Spitzenreiter der Liga messen, der parallel zur Rosenheimer Heimniederlage gegen Bad Tölz deutlich mit 11:1 in Passau gewann. Im Vorfeld hatte Weidens Cheftrainer Sebastian Buchwieser trotz 13 Punkten Vorsprung noch den Starbulls die Favoritenrolle für dieses Spitzenspiel zugeschoben. Die Begegnung des Tabellenführers gegen den nun 16 Zähler dahinter folgenden Tabellenzweiten beginnt am Sonntag um 18 Uhr (Liveübertragung auf www.sprade.tv).
Pressemitteilung Starbulls Rosenheim e.V.